„Je refuse de vous parler et je demande aux gens que je connais d’adopter la meme attitude“. Diese Mail schickte Michel Houellebecq am 26. Juni an die französische Journalistin Ariane Chemin von Le Monde. „Ich weigere mich, mit Ihnen zu sprechen, und ich verlange von Menschen, die ich kenne, dass sie das auch so machen“. In Kopie: Bernard-Henri Lévy, Michel Onfray, Frédéric Beigbeder. Nicht schlecht!
Was war passiert? Le Monde hatte für die Sommermonate eine mehrteilige Artikelserie über den Autor und sein Werk geplant, ohne Houellebecq selbst um Hilfe zu bitten. Keine sehr gute Idee. Diese Mail war die Antwort.
Aber das war noch nicht alles. Im Gegenzug entschied sich Houellebecq dafür, sich rückhaltlos der Konkurrenz anzuvertrauen: Mit dem Figaro Magazine vereinbarte er eine Interviewserie, die sich über alle Augustwochenenden erstreckte. „Sa vie, ses livres, son univers: L’écrivain nous raconte tout“ konnte man auf dem Titel der Ausgabe vom 31. Juli lesen, mit dem diese Serie begann. Le Monde titelte bescheidener: „Six vies de Michel Houellebecq“.
Während Jean-René van der Plaetsen vom FigMag also jeden Samstag über seine realen, sehr unterhaltsamen und überaus geistreichen Begegnungen mit dem Autor des großartigen Romans Soumission berichten durfte, mußte die arme Ariane Chemin von Le Monde sich durch die Archive quälen, um mehr oder weniger Unbekanntes über den Schriftsteller ans Tageslicht zu befördern.
Für den Leser und Houellebecq-Forscher ergab sich im August also die einzigartige Gelegenheit, an einem medialen Fernduelle erster Güte teilzuhaben: Authentizität versus Second Hand!
Aber noch viel mehr ergab sich die Gelegenheit, ganz tief in die verästelte Gedankenwelt des wichtigsten lebenden Schriftstellers einzutauchen.
Die ERSTE ZONE wird in den nächsten Tagen dieses Duell zusammenfassen (ohne Urheberrechte zu verletzen, versteht sich).
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